Lieder gesungen auf dem Commers der Deutschen electrochemischen Gesellschaft am 27. Mai 1899 zu Göttingen. Druck von H. Lange, Göttingen. 21 pp.


Lieder

gesungen auf dem

Commers

der

Deutschen elektrochemischen Gesellschaft

am

27. Mai 1899

zu

Göttingen.


I. Warnung vor der Leine.

Mel.: An den Rhein, an den Rhein.

  1. An die Lein', an die Leine, zieh nicht an die Lein'
    Mein Sohn, ich rate Dir gut,
    Dort kommst Du in furchtbares Streben hinein,
    Besonders dort im "Institut".
  2. Und hast Du Elektrochemie dort studiert,
    Dein Lebelang bleibst Du dort gern;
    Frage nur, die die Sehnsucht hierher heut geführt,
    Frag des Instituts alte Herr'n
  3. Der Lorenz dort unten am Züricher See,
    Der träumt von Göttingen noch:
    Und war auch im Keller mein Praktikum nur,
    Ach wie schön war das doch!
  4. Und Küster in Clausthal ölt Sonntags sein Rad,
    Nach Göttingen saust er davon,
    Kaum meßbar ist die Geschwindigkeit
    Der Ankrystallisation
  5. Bodländer in Braunschweig, der fühlt sich gar wohl,
    Doch leise gesteht er's auch ein:
    Die Adsorptionskraft von Göttingen wirkt,
    In Göttingen möcht' ich wohl sein.
  6. Bei Abegg da bildet das Göttingen noch
    Mit Breslau ein complexes Salz;
    Die bessere Hälfte ist, gieb es nur zu,
    In Göttingen doch jedenfalls.
  7. Ja alle treibt immer die Sehnsucht zu uns
    Die Sehnsucht zum "Institut"
    An die Lein', an die Leine, zieh' nicht an die Lein',
    Mein Sohn, ich rate Dir gut.

II. Vor Jena.

  1. Auf den Bergen die Burgen,
    im Tale die Saale, die Mädchen im Städtchen
    einst alles wie heut.
    Ihr werte Gefährten,
    wo seid Ihr zur Zeit
    mir, ihr Lieben, geblieben?
    |: Ach, alle zerstreut! :|
  2. Die einen, sie weinen;
    die andern, sie wandern;
    die dritten noch mitten
    im Wechsel der Zeit;
    auch viele am Ziele,
    zu den Toten entboten,
    verdorben, gestorben
    |: in Lust und in Leid. :|
  3. Ich alleine, der eine,
    schau wieder hernieder
    zur Saale im Tale,
    doch traurig und stumm.
    Eine Linde im Winde,
    die wiegt sich und biegt sich,
    rauscht schaurig und traurig;
    |: ich weiß wohl warum! :|

[Melodie: Wilhelm Stade (1817 - 1902), 1847.
Leberecht Dreves (1816 - 1870, Jenaer Burschenschaft 1835), 1842.]

III. Die ionische Wanderung.

Mel.: Das Wandern ist des Müllers Lust.

  1. Das Wandern ist der Ionen Lust
    Das Wandern ist der Ionen Lust
    Das Wandern.
    Das müßt ein schlechtes Ion sein,
    Dem niemals fiel das Wandern ein,
    Dem niemals fiel das Wandern ein
    Das Wandern.
  2. Von Faraday sind sie erdacht,
    Und auch der Name so gemacht
    Vom Wandern.
    Doch lebten sie da noch in Ruh,
    Bevor der Strom geflossen zu,
    Und lauerten noch immerzu
    Aufs Wandern.
  3. Herr Clausius löst sie von dem Bann
    Und nahm bei ihnen Schwingung an,
    Herr Clausius
    Doch zog auf freie Existenz
    Er noch nicht gleich die Consequenz
    Daß ihnen blüht noch nicht der Lenz
    Zum Wandern.
  4. Herr Hittorf und Herr Kohlrausch beid'
    Erkannten die Geschwindigkeit
    Beim Wandern.
    Arrhenius macht' sie völlig frei,
    Daß trotz der großen Reiberei
    Von nun an ihnen typisch sei
    Das Wandern.
  5. Nun wandre du Ionenwelt,
    So lang dich noch die Lust beseelt
    Zu Wandern.
    Bis einer was man jetzt nicht glaubt,
    Dir Existenzberecht'gung raubt. --
    Dann ist es dir nicht mehr erlaubt
    Zu Wandern.

IV. Sehnsucht nach dem Rhein.

  1. Dort, wo der Rhein mit seinen grünen Wellen
    So mancher Burg bemooste Trümmer grüßt,
    Dort wo die edlen Trauben saft'ger schwellen,
    Und kühler Most des Winzers Müh' versüßt,
    Dort möcht' ich sein, dort möcht' ich sein,
    Bei dir, du Vater Rhein,
    An deinen Ufern möcht' ich sein.
  2. Ach, könnt ich dort im leichten Nachen schaukeln
    Und hörte dann ein frohes Winzerlied,
    Viel schön're Träume würden mich umgaukeln,
    Als ferne sie der Sehnsucht Auge sieht.
    :,: Dort möcht' ich sein :,:
    Wo deine Welle rauscht,
    Wo's Echo hinterm Felsen lauscht.
  3. Dort, wo der grauen Vorzeit schöne Lügen
    Sich freundlich drängen um die Phantasie
    Und Wirklichkeit zum Märchenzauber fügen,
    Dort ist das Land der schönen Poesie.
    Dort möcht ich sein
    Bei dir, du Vater Rhein,
    Wo Sagen sich an Sagen reihn.
  4. Wo Burg und Klöster sich aus Nebel heben,
    Und jedes bringt die alten Wunder mit;
    Den kräft'gen Ritter seh' ich wieder leben,
    Er sucht das Schwert, mit dem er oftmals stritt.
    Dort möcht' ich sein,
    Wo Burgen auf den Höhn
    Wie alte Leichensteine stehn.
  5. Ja dorthin will ich meinen Schritt beflügeln,
    Wohin mich jetzt nur meine Sehnsucht träumt,
    Will freudig eilen zu den Rebenhügeln,
    Wo die Begeist'rung aus Pokalen schäumt,
    Bald bin ich dort
    Und du, o Vater Rhein,
    Stimmst froh in meine Lieder ein.

V. Portalinschrift am Institut für physikalische Chemie.

Mel.: Keinen Tropfen im Becher mehr.

  1. Du glückseliger Malersmann
    Malst an die Wände die Formeln an
    Und dann kannst Du gehen.
    Doch wir andern vom Institut
    Müssen -- o Mann hast Du es gut! --
    Auch die Formeln verstehen.

    F - Q = T dF/dT

  2. Wie der zweite Hauptsatz zeigt,
    Hat es noch nie ein Mensch erreicht --
    Was er an Wärme besitzet,
    Daß er's in Arbeit verwandeln kann
    Gänzlich das geht nach der Formel nicht an,
    Wenn er auch noch so sehr schwitzet.

    u = n l¥;    v = (1-n) l¥;    a = l/l¥

  3. Als der Ionen Wanderzahl
    Hat der Hittorf -- o wie fatal --
    Nur ein Verhältnis gefunden.
    Kohlrausch dachte drauf nach sehr tief,
    Fand sie höchst ehrbar additiv
    Wie in der Ehe verbunden.
  4. Doch daß die Ehe auch glücklich war
    Der Ionen, macht später klar
    Erst ein anderer Genius.
    Daß kein Zwang und Zank dort sei,
    Jedes Ion so gut wie frei
    Lehrte uns Svante Arrhenius.
  5. Ostwald in manchem dicken Buch
    Vor uns alles dieses trug
    Schuf die Ioncker-Innung
    Der die dicksten Bücher gemacht
    Hat uns dabei aber doch gebracht
    Das Gesetz der Verdünnung.

    d ln K / dT = q / R T2

  6. Doch von Ruhm und Verdiensten troff
    Schier unsäglich J. H. van't Hoff.
    Schwerste der Formeln am Thore!
    Doch Du sie gleich mit dem Namen lernst,
    Wisse, es nannte sie Walther Nernst
    Formel der Isochore.
  7. Gern von Nernst's Verdiensten säng
    Ich ein Lied auch, daß es kläng
    Doch er hat sich vergessen
    Seine Formel blieb von der Wand,
    Dafür hat sie längst eingebrannt
    Uns im Kopfe gesessen.

[Melodie: Keinen Tropfen im Becher mehr (Melodie2)]

[Vgl. Bierzeitung zur Eröffnung des Instituts 1896.]

VIa. Die lustigen Brüder.

  1. Es saßen beim schäumenden funkelnden Wein
    Drei fröhliche Burschen und sangen;
    Es schallte und brauste das Jugendlied,
    |: Und lustig die Becher erklangen. :|
  2. Der erst', ein Jüngling mit dunkelem Haar,
    Hob hoch in der Rechten den Becher:
    "Dem Vater Rhein, der den Wein uns erzog,
    |: Ein donnerndes Vivat, ihr Zecher!" :|
  3. "Es lebe der Rhein, es lebe der Rhein!"
    So schallt es hinaus in das Weite;
    Da griff in der Laute Saiten und sprach
    |: Mit blitzenden Augen der zweite: :|
  4. "Hoch lebe die liebe Frau Musika!
    Die haltet in Ehren, ihr Brüder!
    Es lebe Musik, es lebe Gesang!"
    |: Laut klingen die Gläser wieder. :|
  5. Und wie der festliche Ruf ertönt
    Noch zu des Gesanges Preise,
    Da schwingt schon der dritte den Becher empor
    |: Und spricht zu der Freunde Kreise: :|
  6. "Was soll uns der Wein, was soll uns Gesang,
    Wenn die Liebe nicht innig im Bunde?
    Ihr Brüder, der Liebe ein donnerndes Hoch,
    |: Ein Hoch aus des Herzens Grunde!" :|
  7. "Es lebe die Liebe, die Freundschaft hoch!"
    So schallt es von Munde zu Munde;
    Sie reichen die Hand sich und herzlichen Kuß,
    |: Und leeren das Glas bis zum Grunde. :|

[Melodie - Robert Keil, 1848 (1820-1894).]

VIb. De brevitate vitae.

  1. |: Gaudeamus igitur, juvenes dum sumus; :|
    post jucundam juventutem, post molestam senectutem
    |: nos habebit humus! :|

  2. |: Ubi sunt qui ante nos in muno fuere? :|
    Vadite ad superos, transite ad inferos:
    |: Hos si vis videre! :|

  3. |: Vivat academia, vivant professores! :|
    Vivat membrum quodlibet, vivant membra quaelibet,
    |: semper sint in flore! :|

  4. |: Vivat et respublica et qui illam regit! :|
    Vivat nostra civitas, maecenatum caritas,
    |: quae nos hic protegit. :|

  5. |: Vivant omnes virgines graciles, formosae! :|
    Vivant et mulieres tenerae, amabiles,
    |: bonae, laboriosae! :|

  6. |: Pereat tristitia, pereant osores! :| Pereat diabolus, quivis antiburszius
    |: atque irrisores! :|

[Download als MP3.]

VII. E = R T ln c1/c2.

Mel.: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.

  1. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten; daß ich so traurig bin,
    Eine Formel aus jüngsten Zeiten, die will mir nicht in den Sinn:
    Es steht auf der linken Seite die electromotorische Kraft,
    Auf der andern wenig Freuden Logarithmus mir verschafft.
  2. Vereint mit der Gaskonstanten prangt herrlich dort groß T
    Die beiden alten Verwandten zieh'n nach sich noch zwei c.
    O diese Concentrationen, die machen das Herz mir schwer
    Kommt doch vom Gehalt an Ionen die ganze Geschichte her.
  3. Und doch bei näh'rer Betrachtung erschien es mir sonnenklar:
    Die Formel hier -- alle Achtung -- noch eine der einfachsten war.
    Ach gingen doch erst die Problem' all nach solcher Melodei,
    Wie: Epsilon gleich R mal T mal Logarithmus c1 durch c2.

VIII.

  1. Ich zog, ich zog zur Musenstadt
    Mit manchem Lied, valldri, valldra!
    :,: Und trank manch' Gläschen zum Vivat.
    O Akademia! :,:
  2. Und manch' Dukaten gab ich her
    Bei Becherklang und Saitenspiel,
    Nun hab' ich keinen Heller mehr.
    O Akademia!
  3. Und Vater, Mutter starb zu Haus
    Aus Gram um ihren einz'gen Sohn,
    Und nun ist alles, alles aus.
    O Akademia!
  4. Nur eine ist, die weint um mich,
    Sie sitzt im fernen Heimatland,
    Und ihren Ring verkloppte ich.
    O Akademia!
  5. Verlor'nes Glück, leb' wohl, ade!
    Ich wollt', ich läg' im kühlen Grab
    Mit meinem Ach und meinem Weh'.
    O Akademia!

IX.

  1. :,: Jetz gang i ans Brünnele, trink aber net, :,:
    :,: Do such i mein herztausige Schatz, find'n aber net. :,:
  2. Do laß i mein Aeugelein um und um gehn,
    Da sieh-n-i mein herztausige Schatz bei 'me-n-andre stehn.
  3. Und bei 'me-n-andre stehe sehn, ach das thut weh!
    Jetz b'hüt di Gott, herztausiger Schatz, di bsieh-n-i nimme meh!
  4. Jetz kauf i mer Dinte-n-und Fed'r und Papier,
    Und schreib meim herztausige Schatz einen Abschiedsbrief.
  5. Jetz leg i mi nieder aufs Heu und aufs Stroh;
    Do falle drei Röselein mir in den Schoß.
  6. Und diese drei Röselein sind roserot:
    Jetz weiß i net, lebt mein Schatz, oder ist er tot.

[Worte und Weise: Schwäbisches Volkslied aus dem Remstal in der Fassung von Friedrich Silcher (1826). Das Lied selbst ist seit 1780 auch aus Hessen bekannt.]

X. Ein Sang vom Alkohol.

Mel.: Da streiten sich die Leut herum.

  1. Organ'sche Formeln, seh' ich euch,
    So wirds mir flau ums Herz;
    Dem Mann, der euch erfunden hat,
    Dem Manne gönn' ich Schmerz.
    Doch eine gute Formel giebts --
    Ihr kennt sie alle ja --
    Das ist der biedre Alkohol
    C2 H5 OH.
  2. Er ist der Tröster, den die Schrift,
    Den Sterblichen verhieß
    Er schafft dies wüste Jammerthal
    Dir schnell zum Paradies.
    Mit Scheik, mit Emir tauschst Du nicht,
    Nicht mit dem Padischah;
    Denn ihnen ist verboten ganz
    C2 H5 OH.
  3. Doch fleußt er in den Darmkanal
    Verliert er dort 2 H,
    Er wird zum schnöden Aldehyd,
    Dann ist der Kater da.
    Giebt's dafür denn kein Reagens?
    Ich hab' es! Heureka!
    Den Kater fällt im Überschuß
    C2 H5 OH.
  4. Oft ist mein Silber all gelöst
    Zur Sättigung in Bier,
    Und ungelöst als Rückstand blieb
    Ein einz'ger Nickel mir.
    Er läßt sich nicht zerlegen mehr;
    Soll ich mich grämen da?
    Er reicht ja grad' zu einem Schnaps
    C2 H5 OH.
  5. Zwar ist bei Dir verschieden nicht
    die Lagerung im Raum,
    Du hast kein asymmetrisch C,
    Manch einer schätzt Dich kaum.
    Doch aktiv bist Du jedenfalls;
    Bin ich doch selber ja
    Jetzt fürchterlich beduselt in
    C2 H5 OH.
  6. Wenn in die Elemente einst
    Mein ird'scher Leib zerfällt,
    Wenn frei wird C, H, O2 N
    Und duftet in die Welt,
    Dann mag der N verduften weit!
    Doch bleib' einander nah
    C, H und O und werden dann
    C2 H5 OH.

XI. Die Pfändung.

  1. Und wieder saß beim Weine
    Im Waldhorn ob der Bruck
    Der Herr vom Rodensteine
    Mit schwerem Schluck und Gluck.
  2. Der Wirt sprach tief in Trauer:
    "Daß Gott sich mein erbarm!
    Der sitzt wie eine Mauer
    Und trinkt mich nächstens arm.
  3. Wie soll das all noch enden?
    Kein' Pfennig gibt er her...
    Ich glaub', ich laß ihn pfänden,
    sonst weicht er mir nicht mehr!"
  4. Der Fronvogt samt dem Büttel
    Kam handfest an im Horn;
    "Heraus den Sammetkittel,
    Die Stiefel und die Spor'n.
  5. Heraus des Mantels Zierde,
    Handschuh und Zobelhut!
    Verfallen diesem Wirte
    ist all Eu'r Hab und Gut!"
  6. Da lacht der Rodensteiner:
    "Nur zu! ... wie wird mir wohl!
    's trinkt leichter sich und feiner
    Im Unterkamisol!
  7. Und bis ihr mir die Kehlen
    Könnt pfänden aus dem Hals,
    Werd' ich noch manchen quälen,
    Der Wein schenkt in Kurpfalz!"

XII. Die Lore am Thore.

  1. Von allen den Mädchen so blink und so blank
    Gefällt mir am besten die Lore;
    Von allen Winkeln und Gäßchen der Stadt
    Gefällt mir's im Winkel am Thore.
    Der Meister, der schmunzelt, als hab' er Verdacht,
    Als hab' er Verdacht auf die Lore;
    Sie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht
    Und wohnet im Winkel am Thore.
  2. Und kommt sie getrippelt das Gäßchen hinab,
    So wird mir ganz schwül vor den Augen;
    Und hör ich von weitem ihr leises Klipp, Klapp,
    Kein Niet oder Band will mir taugen,
    Die Damen bei Hofe, so sehr sie sich zier'n,
    Sie gleichen doch nicht meiner Lore;
    Sie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht
    Und wohnet im Winkel am Thore.
  3. Und kommet die liebe Weihnacht heran,
    Und strotzt mir das Geld in der Westen,
    Das Geld, das die Mutter zum Rock mir gesandt,
    Ich geb's ihr, bei ihr ist's am besten;
    Und würden mir Schätze vom Teufel gebracht,
    Ich trüge sie alle zur Lore;
    Sie ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht
    Und wohnet im Winkel am Thore.
  4. Und kommet nun endlich auch Pfingsten heran,
    Nach Handwerkerbrauch müßt' ich wandern;
    Dann werd' ich jedoch für mein eigenes Geld
    Hier Bürger und Meister trotz andern.
    Dann werde ich Meister in dieser Stadt,
    Frau Meisterin wird meine Lore;
    Dann geht es Juchheissa! bei Tag und bei Nacht,
    Doch nicht mehr im Winkel am Thore.

XIII. Heute ist heut.

  1. Was die Welt morgen bringt,
    ob sie mir Sorgen bringt,
    Leid oder Freud?
    Komme, was kommen mag,
    Sonnenschein, Wetterschlag,
    |: morgen ist auch ein Tag, heute ist heut! :|
  2. Wenn's dem Geschick gefällt,
    sind wir in alle Welt
    morgen zerstreut!
    Drum laßt uns lustig sein!
    Wirt, roll' das Faß herein!
    |: Mädel, schenk ein, schenk ein! Heute ist heut! :|
  3. Ob ihren Rosenmund morgen
    schön Hildegund anderen beut -
    darnach ich nimmer frag,
    das schafft mir keinen Plag,
    |: wenn sie mich heut nur mag - heute ist heut! :|
  4. Klingklang, stoßt an und singt!
    Morgen vielleicht erklingt
    Sterbegeläut!
    Wer weiß, ob nicht die Welt
    morgen in Schutt zerfällt!
    |: Wenn sie nur heut noch hält! Heute ist heut! :|

[Download als MP3.]

XIV. Kurfürst Friedrich.

[Melodie (link?): Karl Hering; Text: August Schuster]

  1. Wütend wälzt sich einst im Bette
    Kurfürst Friedrich von der Pfalz;
    Gegen alle Etikette
    Brüllte er aus vollem Hals:
    |: Wie kam gestern ich ins Nest?
    Bin scheint's wieder voll gewest! :|
  2. Na, ein wenig schief geladen,
    Grinste drauf der Kammermohr,
    Selbst von Mainz des Bischofs Gnaden
    Kamen mir benebelt vor,
    |: War halt doch ein schönes Fest:
    Alles wieder voll gewest! :|
  3. So? Du findest das zum Lachen?
    Sklavenseele, lache nur!
    Künftig werd ich's anders machen,
    Hassan, höre meinen Schwur:
    |: 's letzte Mal, bei Tod und Pest,
    War es, daß ich voll gewest! :|
  4. Will ein christlich Leben führen,
    Ganz mich der Beschauung weihn;
    Um mein Tun zu kontrollieren,
    Trag ich's in mein Tagbuch ein,
    |: Und ich hoff, daß ihr nicht lest,
    Daß ich wieder voll gewest! :|
  5. Als der Kurfürst kam zu sterben,
    Machte er sein Testament,
    Und es fanden seine Erben
    Auch ein Buch in Pergament.
    Drinnen stand auf jeder Seit:
    Seid vernünftig, liebe Leut,
    Dieses geb' ich zu Attest:
    Heute wieder voll gewest.
  6. Hieraus mag nun jeder sehen,
    Was ein guter Vorsatz nützt,
    Und wozu auch widerstehen,
    Wenn der volle Becher blitzt?
    |: Drum stoßt an! Probatum est:
    Heute wieder voll gewest! :|

XV. Nur in Deutschland.

  1. Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald, da wachsen uns're Reben.
    Grüß' mein Lieb am grünen Rhein,
    Grüß' mir meinen kühlen Wein!
    :,: Nur in Deutschland, nur in Deutschland, da will ich ewig leben. :,:
  2. Fern in fremden Landen war ich auch, bald bin ich heimgegangen.
    Heiße Luft und Durst dabei,
    Qual und Sorgen mancherlei --
    Nur nach Deutschland thät mein Herz verlangen.
  3. Ist ein Land, es heißt Italia, blühn Orangen und Citronen.
    Singe! sprach die Römerin,
    Und ich sang zum Norden hin:
    Nur in Detschland, da muß mein Schätzlein wohnen.
  4. Als ich sah die Alpen wieder glühn hell in der Morgensonne:
    Grüß' mein Liebchen, gold'ner Schein,
    Grüß' mir meinen grünen Rhein!
    Nur in Deutschland, da wohnet Freud' und Wonne.

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Revised 2005-12-28